WIR und das Virus 

Zeitzeug*innen der Coronakrise

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Ich bin Corona! - Rosannas Rollenbiografie

Rosanna • 19. August 2020

Wenn das Virus ein Mensch wäre:
von Rosanna
Bild: iXimus auf Pixabay

Der Kurs Darstellendes Spiel ist mit dem Thema Coronavirus infiziert

Im Kurs Darstellendes Spiel haben sich die jugendlichen Teilnehmer*innen im Homeschooling damit auseinandergesetzt, wie das Coronavirus als menschliche Figur dargestellt werden könnte. Dabei haben sie sich unter Einbeziehung von Wissen, Fakten und Kenntnissen über das Coronavirus kreative Gedanken zum Erscheinungsbild, zur Herkunft, zur Kleidung, zu inneren Werten, zu Interessen und Hobbys, zu Vorlieben und Abneigungen, zu möglichen typischen Körper- und Verhaltensmerkmalen der irrealen Figur Corona gemacht . Die Schüler*innen haben die Figur „Corona Virus“ in Form einer Rollenbiographie bzw. eines inneren Monologs porträtiert.

Die folgende Rollenbiographie ist von Rosanna:

„Ich bin Corona Famous, 15 Jahre jung und jetzt schon von Beruf professionelle Schauspielerin. Ich wurde in Wuhan, China, geboren und lebe omnipräsent. Ich wirke ziemlich fragil, da ich mit 1,55 m noch relativ klein bin. Bin ich aber nicht! Ich bin eine Draufgängerin und wenn ich etwas will, dann kriege ich das auch. Ich strebe nach dem Lebensmotto: Auf die Dauer hilft nur Power! 
Ich bin extrem zielstrebig, das sieht man daran, dass ich mein Abitur mit 11 ablegte. Ich begann direkt mit dem Schauspielstudium in Hollywood. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich den Walk of Fame entlang lief, um meinen Stern, als Auszeichnung meiner glänzenden Leistung, zu begutachten. Ich trug mein schwarzes, glitzerndes Abendkleid und ich lief durch die extrem volle Menschenmenge. Jeder schaute mich glorifiziert an, ich fühlte deren Neid. Der Geruch von Desinfektionsmittel verdarb mir letztendlich den Abend. Ich bin leider völlig allergisch dagegen. Doch es lohnte sich, einmal wieder völlig im Mittelpunkt zu stehen- ein berauschendes Gefühl, wovon ich niemals genug kriegen kann.
Ich bin betucht, ich verdiene Millionen im Jahr, weshalb ich mich mittlerweile zurücklehnen könnte. Ich reise gerne und viel, besuche Konzerte und Veranstaltungen und lerne Menschen auf der ganzen Welt kennen.
Ich lasse gerne auch mal die Korken knallen. Am liebsten habe ich es, wenn die Discotheken gerappelt voll sind und man so richtig unter Menschen ist.
Alleine sein mag ich ja so gar nicht. Ich habe es leider trotzdem schon einmal miterlebt, dass ich mich völlig eingepfercht und desolat gefühlt habe ... – als der Lockdown ausgerufen wurde. Schrecklich! Ich saß Wochen, wenn nicht sogar Monate, in meinem Haus in Florida fest. Es gab keine Veranstaltungen, keine Menschenmengen und somit keine stehende Luft, in der ich mich doch sonst immer so unglaublich wohl fühle. Es nimmt mir normalerweise das Gefühl der Isolation, doch während des Lockdowns durchlebte ich einen meiner grässlichsten Monate. Hygieneregeln wurden eingeführt, sowas wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und oft und gründliches Händewaschen, um sie zu desinfizieren. Und die Suche nach einem Impfstoff wurde aufgenommen. Damit konnte ich mich nun so gar nicht identifizieren. Das passte einfach nicht zu mir. Die Politiker und Wissenschaftler versuchten allen Ernstes, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, mich los zu werden.
Ich bin Corona Famous, mein Nachname sagt es doch schon, berühmt bin ich. Ich habe größte Angst davor, dass ich von der Bildfläche verschwinden könnte. Während des Lockdowns hab ich die Erfahrung machen müssen, bei Reisen auf geschlossene Türen der Wirtshäuser zu stoßen. Somit hat sich eine meiner Sorgen leider verwirklicht. Ich war desolat und konnte keine Menschenseele kennenlernen. Sie bezeichneten die Zeit meines Erfolgs tatsächlich als „Pandemie“. Da war ich als Parteivorsitzende der AGP, der Antigesundheitspartei, direkt präsent. Ich musste etwas unternehmen, um gegen meine Feinde vorzugehen. Einfach ist es nicht, aber meine Familie und meine Freunden unterstützen mich tatkräftig. Zuallererst sind wir etwas untergetaucht, um alle denken zu lassen, dass es mich nicht mehr gibt, doch dann habe ich erneut angegriffen, als die Maßnahmen für alle etwas gelockert wurden. Ein voller Erfolg!
Ich lernte eine Masse von Menschen kennen, die in einer Schlachterei arbeiteten. Wir sind uns alle sehr nahe gekommen.
Es war ein schönes Gefühl wieder so richtig unter Leuten zu sein. Das hat mir sehr gefehlt, denn faulenzen kann ich eigentlich so gar nicht. Es fiel mir sehr schwer, mich während der Lockdown-Phase zurückzuhalten 
Ich bin trotzdem hin und wieder in meinem Privatjet herumgereist und habe verschiedene Länder besucht. In einigen Großstädten war es teilweise menschenleer auf den Straßen, doch in ganz Amerika konnte ich weiterhin auf viele Menschen treffen – ganz besonders schön war es in New York City. Dort habe ich mich dann auch dazu entschlossen, mir ein Tattoo stechen zu lassen. Als Zeichen meiner Leidenschaft für das Reisen, habe ich mir auf der Innenseite meines Unterarms ein Tattoo in Form der Erdkugel tätowieren lassen. Es spricht für meine Omnipräsenz. Ich fühle mich einfach überall auf der Welt sehr wohl. Ich hoffe auch zukünftig auf ein langes Leben in Saus und Braus!“ 

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