Der Kurs Darstellendes Spiel ist mit dem Thema Coronavirus infiziert
Im Kurs Darstellendes Spiel haben sich die jugendlichen Teilnehmer*innen im homeschooling damit auseinandergesetzt, wie das Coronavirus als menschliche Figur dargestellt werden könnte. Dabei haben sie sich unter Einbeziehung von Wissen, Fakten und Kenntnissen über das Coronavirus kreative Gedanken zum Erscheinungsbild, zur Herkunft, zur Kleidung, zu inneren Werten, zu Interessen und Hobbys, zu Vorlieben und Abneigungen, zu möglichen typischen Körper- und Verhaltensmerkmalen der irrealen Figur Corona gemacht . Die Schüler*innen haben die Figur „Corona Virus“ in Form einer Rollenbiographie bzw. eines inneren Monologs porträtiert.
Die folgende Rollenbiografie ist von Leonie:
Mein Name ist Corona Virus. Viele nennen mich aber auch einfach Covid-19.
Ich bin 19 Jahre alt und komme aus China. Aber zur Zeit lebe ich eigentlich mal hier und mal dort - kurz gefasst: All over the world.
Momentan arbeite ich als Marketer für ein Virus und meine Aufgabe ist es, die ganze Bevölkerung einzunehmen und die Wirtschaft lahm zu legen - und das alles durch die Verbreitung des einzigartigen Corona Virus. Aber stay positive, ich habe ein hohes Einkommen und werde diese Arbeit nicht ein Leben lang machen müssen. OKAY- der Auftrag wird schon noch bis Frühjahr ’21 dauern. Naja, das gibt mir ja erst einmal genügend Zeit, eventuell arbeite ich aber auch noch länger.
Dieser Beruf gibt mir gute Möglichkeiten viele neue Kontakte zu knüpfen.
Ich bin oft alleine und habe keinen Kontakt zu meiner Familie. Meine Familie lebt überall verteilt auf der Welt! Und Freunde habe ich auch nicht.
Ich komme Menschen schon ziemlich nah und vor allem kann ich mich dann nicht schnell wieder von ihnen trennen.
Aber ich muss meinen Wohnort immer wieder wechseln, um voranzukommen und um die ganze Bevölkerung mal kennen zu lernen.
Ich weiß, ich bin nicht überall beliebt und habe auch viele Feinde, aber das ist mir egal! Die sind doch alle nur neidisch – ganz besonders meine Konkurrenz, die anderen Viren. Die sind nur neidisch auf mich, weil ich die ganze Aufmerksamkeit bekomme und sie aber momentan fast alle arbeitslos sind.
Ich hatte Hoffnung, dass ich irgendwo Freunde gewinnen könnte, jedoch habe ich mich überall bei der Bevölkerung mehr unbeliebt als beliebt gemacht.
Ich habe keinen guten familiären Background, denn in meiner Vergangenheit habe ich mich oft mit meinen Eltern gestritten, weshalb ich auch heute keinen Kontakt mehr zu ihnen habe und alleine durch die Welt ziehe. Meine Eltern und ich hatten noch nie ein gutes Verhältnis - genauso schlecht ist mein Verhältnis zu meinen Verwandten.
Ich bin früher nie zur Schule gegangen, ich war immer alleine in meinem Zimmer und konnte mich auch nicht mit Freunden treffen. Ich meine, mit welchen denn auch? Deswegen möchte ich in meiner Zukunft alles besser machen, ich möchte neue Menschen kennenlernen und das kann ich über meinen Auftrag als Marketer.
Ich gehe straight auf Menschen zu, bekomme endlich Aufmerksamkeit und Beachtung, das ist so ein schönes Gefühl. Ich fühle mich schon viel besser und nicht mehr so allein. Die Menschen sollen endlich kapieren, dass ich die Macht über sie habe und sie sich an meine Regeln halten sollen. Die Menschen sollen Respekt vor mir haben und sollen damit klarkommen, wie ich bin. Ich werde mit meinem Job nicht aufhören, bis sie das endlich verstehen.
Nun mal ganz im Ernst, es ist doch nicht meine Schuld, dass die Menschen sich nicht an Kontakt- und Abstandsregeln halten und ich ihnen dann einen Besuch abstatte, der für viele oftmals nicht schön endet.
Die Menschen werden noch früh genug erkennen, wer hier das Sagen hat.
Und wenn es noch Jahrzehnte dauert, ich jedenfalls habe Zeit und – das ist umso besser – kann noch mehr reisen und immer mehr Menschen auf der ganzen Welt kennenlernen. Ich liebe das Reisen, ich komme mit so vielen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen in Kontakt. Es ist umwerfend, eine Weltreise zu machen!
Ich kann mir momentan nix besseres vorstellen – what a beautiful life.
Mein Job hat nur positive Auswirkungen, ich sehe die Welt, lerne Menschen kennen und das Beste: Ich habe das Sagen.
Mal so unter uns – ich habe aber schon ein bisschen Angst, dass die Menschen einen Impfstoff entwickeln werden und dann bin ich arbeitslos – das wäre für mich der totale Shutdown. Dann bricht meine ganze Zukunft zusammen. Mein ganzes Leben – mein Ich.
Ich kann dann einpacken. Ich meine, ich habe keinen Schulabschluss, ich kann keinen anderen Beruf ausüben. Ich kann mich nicht finanzieren, mein Existenzminimum ist dann gefährdet.
Ich habe nicht mal mehr eine Bleibe oder einen Schlafplatz, denn Freunde und Familie habe ich ja nicht.
Fakt ist - ich bin dann einfach komplett aufgeschmissen! Ich glaube, ich muss mir echt mal Gedanken um meine Zukunft machen, die ist ja voll gefährdet. Klar, ich habe noch Zeit. Aber wer weiß, wie lange ich noch so weiter machen kann.
Der Impfstoff kann jeden Tag rauskommen - die Menschen sind ja nicht alle dumm und von Tag zu Tag machen die krasse Fortschritte in der Medizin.
Es wird Zeit, mein Leben auf die Kette zu bekommen, sonst bin ich bald ganz am Ende. Ich hab’s! Ich muss einfach ganz gezielt darauf hinarbeiten, dass eine zweite Coronawelle kommt, damit die Ansteckungsgefahr wieder krass ansteigt und die Welt wieder im Lockdown und still ist.
Dann habe ich wieder alles im Blick und unter Kontrolle - meine Zukunft wäre erst mal wieder gesichert.